Raumklima selbst kontrollieren - Hygrometer im test
Bereits 2016 führte der BSS einen Langzeittest mit marktüblichen Hygrometern durch und stellte die Frage, ob die in Baumärkten angebotenen Geräte geeignet sind. Anlässlich der aktuellen Energiekrise mit einem Winter, in dem viele Menschen Heizkosten einsparen möchten und sich mit niedrigeren Raumtemperaturen arrangieren werden, möchten wir die Erkenntnisse aus diesem Test im Kontext der Energiekrise nochmal aufnehmen.
Reduziert man die Raumtemperaturen erheblich, muss man sein Verhalten anpassen, damit ein Schimmelbefall vermieden wird. In einem Merkblatt gibt der BSS hierzu Faustregeln, um die bei der Nutzung freigesetzte Feuchtemenge zu reduzieren und die Räume situationsabhängig zu lüften. Durch einfache Messungen mittels Hygrometer lässt sich der erforderliche Aufwand zum Heizen und Lüften schnell und effektiv kontrollieren.
Einjähriger Langzeittest mit überraschendem Ergebnis
Seit Jahren wird in Zeitschriftenartikeln, Fernsehsendungen und Informationsschriften von Verbänden und Verbraucherberatungsstellen als eine Kontrollmöglichkeit das Aufhängen von Raumklima-Messgeräten bzw. Hygrometern empfohlen, um die Luftfeuchtigkeit zu überwachen und bei Erreichen kritischer Werte das Lüftungs- und Heizverhalten aktiv zu ändern. Da eine erfolgreiche Kontrolle der Raumklimawerte mittels Geräten voraussetzt, dass diese Geräte die wahren Werte in guter Genauigkeit anzeigen, es aber bisher weder für Berater noch für Betroffene fachliche Unterstützung gibt, welche Geräte geeignet und welche ungeeignet sind, hat der BSS 2016 marktübliche Geräte über einen Zeitraum von einem Jahr getestet.
Schimmelprävention ist möglich mit verlässlichen Hygrometern
Bewertet wurden bei diesem Test die Genauigkeit unmittelbar nach Kauf der Geräte, die Möglichkeit die Geräte bei Bedarf auf einfache Weise nach zu justieren, die Übereinstimmung der Herstellerangaben mit den ermittelten Messfehlern abzugleichen und der Kaufpreis. Mittels Messreihen 2015 und 2016 wurde außerdem geprüft, ob die jeweiligen Werte über längere Zeit stabil sind oder ob die Messgenauigkeit im Laufe der Zeit abnimmt
Hygrometertest im detail
Getestet wurden im Rahmen der ersten Testreihe 8 verschiedene digitale Hygrometer mit einem Kaufpreis von 5,99 € bis 136,- € und 5 analoge Geräte in Baumarktqualität und 1 analoges Profigerät für den Laboreinsatz mit einem Kaufpreis von 8,25 € bis 124,95 €. Als Referenzgerät diente 1 Gerät aus dem Profi-Bereich (Kaufpreis: 1050,- €), das in einem Prüfinstitut kalibriert wurde und mit einem weiteren Gerät aus dem Profibereich (Kaufpreis ca. 750,- €) ständig verglichen wurde. Bei der letzten Testreihe wurden vom besten digitalen und besten analogen sowie dem schlechtesten analogen Gerät je zwei weitere Geräte gekauft, um zu prüfen, ob die Ergebnisse Zufallsergebnisse waren oder nicht.
Sieger nach dem Langzeittest (2016)
Testsieger bei den digitalen Geräten war das TFA Moxx mit einer Abweichung von max. 0,5 % bei der relativen Feuchte und einer Abweichung von 0,2°C bei der Temperatur. Dieses Gerät wurde für 9,99 € im Baumarkt erworben.
Testsieger bei den analogen Geräten war das Gerät TFA Raumklima mit einer Abweichung von ebenfalls 0,4 % bei der relativen Feuchte und einer Abweichung von 0,7°C bei der Temperatur. Dieses Gerät wurde für 16,99 € im Baumarkt erworben.
Wie die Messung von je 3 dieser Geräte im Rahmen der letzten Messreihe ergab, stimmten die 3 Geräte TFA Moxx extrem gut überein. Sie zeigten maximal 1 % unterschiedliche Feuchte und 0,1°C unterschiedliche Temperaturen an. Und die Abweichungen zur Referenzmessung waren nicht höher als bei der ersten Testreihe.
Der analoge Testsieger TFA Thermo-Hygrometer (ohne weitere Gerätebezeichnung) dagegen zeigte deutliche Abweichungen beim Vergleich von 3 Geräten der gleichen Marke. Die Feuchtigkeitswerte zeigen Abweichungen von bis zu 12 % bei Temperaturwertunterschieden von 0,5°C.
Somit war es ein Zufallsergebnis, dass dieses analoge Gerät nach der 1. und 2. Messreihe als Testsieger ermittelt wurde.
Der Testsieger bei den analogen Geräten ist deshalb das Gerät Klimamesser der Firma Lufft, mit Abweichungen von 2,9 und 0,3°C , das allerdings keine Baumarktqualität hat, sondern für Labore angeboten wird und nur als teures Vergleichsgerät (124,95 €) getestet wurde.
Fazit: Digitale Hygrometer mit guter genauigkeit
Die positive Nachricht gleich vorweg: Unabhängig vom Preis haben alle digitalen Geräte, die Raumklimawerte mit mindestens ausreichender, teils sehr guter Genauigkeit erfassen und anzeigen können. Digitale Hygrometer können daher Verbrauchern zur Kontrolle des Raumklimas empfohlen werden.
Hier die Testergebnisse für digitale Hygrometer im Detail. Es sei an dieser Stelle nochmals darauf hingewiesen, dass der Test und damit die getesteten Geräte aus den Jahren 2015/2016 stammen. In vielen Fällen gibt es mittlerweile Folgemodelle. Die Empfehlung zum Einsatz von digitalen Hygrometern bleibt bestehen.
Das schlechteste Ergebnis der digitalen Geräte erzielte das Pearl Hygrometer mit Abweichungen von 4,4 % bei der relativen Feuchte und 0,5°C bei der Temperatur (Kaufpreis: 5,99 €). Auch wenn das preiswerteste Gerät den größten Messfehler aller digitalen Geräte zeigte, ist festzustellen, dass die Genauigkeit auch dieses Gerätes akzeptabel ist und somit alle digitalen Geräte im Vergleich Preis und Leistung sehr gut bis gut abschnitten, unabhängig vom Preis.
Das teuerste digitale Messgerät Trotec T200 (136,- €), das kein „Wandgerät“ ist, sondern für den professionellen Einsatz gedacht ist, zeigte mit Abweichungen von 1,6 % und 0,3 sehr gute Werte, die unter dem vom Hersteller angegeben Fehlerbereich lagen, ist aber für den Hausgebrauch nicht gedacht und deshalb auch nicht die richtige Wahl. Es ist für den Einsatz auf Baustellen ausgelegt und robuster, wodurch der Preis gerechtfertigterweise höher ist als bei den „Baumarkt-Geräten“.
Der Verbraucher kann sich insgesamt im Hinblick auf die Messgenauigkeit auf preiswerte digitale Geräte verlassen und muss nicht nach dem Motto „teuer ist besser“ einkaufen.